Lipödem
Christine S. war auch in Ihrer Jugend eine sportliche Frau. Umso mehr wunderte sie sich, dass nach dem 18. Lebensjahr Dellen an den Oberschenkeln auftraten, die sie nicht wegtrainieren konnte. Auch sämtliche Diäten halfen nichts. Obwohl Oberkörper und Taille schlank blieben, verstärkte sich an den Beinen das Fettgewebe. Haut und Bindegewebe waren nicht mehr straff, sondern wirkten wie ein lockerer Fettmantel mit wabbeliger Struktur und unregelmäßiger Hautoberfläche.
Etwa um das 25. Lebensjahr bemerkte sie zunehmende Fettpolster im Bereich der inneren Knieseiten. Zunehmend bekam sie Probleme mit dem Kauf der richtigen Bekleidung. Was um die Taille herum passte, war an den Beinen zu eng und umgekehrt. Immer häufiger kam es spontan zu Blutergüssen und Druckschmerzhaftigkeit der Haut. Bei einer Körpergröße von 168 cm wog sie 60 kg und hatte Normalgewicht. Etwa ab dem 30. Lebensjahr verdickten sich auch noch die Unterseiten der Oberarme. Was machte Sie nur falsch?
Was mir Frau S., jetzt 37-jährig, in der Sprechstunde erzählte, ist der relativ typische Leidensweg der Patientinnen mit Lipödem (Lip: gr. Fett, Ödem: gr. Schwellung). Oft berichten die Patientinnen, dass ihr Problem von Ärzten nicht ernst genommen und erkannt wird.
Die Ursache des Lipödems ist nicht bekannt. Es tritt überwiegend bei Frauen auf. Oft spielt die Veranlagung eine Rolle. Typische Stellen für das Lipödem sind Hüftkissen sowie Fettansammlungen an den Innenseiten der Oberschenkel und Knie. Im weiteren Verlauf treten Verdickungen der Waden auf, während die Fesseln und Füße hiervon verschont bleiben. Auch die Oberarme können betroffen sein. Diät und Sport bringen keinen Erfolg.
Viele Frauen fühlen sich durch ihre dicken Beine entstellt und empfinden dies als außerordentlich belastend. Hinzu kommen körperliche Beschwerden wie Schwellneigung bei Wärme oder längerem Stehen, Berührungs- und Druckschmerzhaftigkeit sowie Störungen des Gangbildes.
Die Diagnosestellung erfolgt in der Regel aufgrund der typischen Fettverteilung. Etwa in der Hälfte der Fälle wird die Erkrankung von einer allgemeinen Fettsucht begleitet und ist dann schwieriger zu diagnostizieren. Kombinationsformen mit anderen Ödemformen, z. B. dem Lymphödem, sind möglich.
Im Zweifelsfall können durch spezielle ärztliche Untersuchungsverfahren andere Ödemformen abgegrenzt werden. Bei beschwerdefreiem Verlauf ist eine Therapie nicht erforderlich. Insbesondere im frühen Stadium des Lipödems bringt das schonende Absaugen von Fettgewebe (Liposuktion) in Tumeszenz-Lokalanästhesie gute bis sehr gute Erfolge.
Im fortgeschritttenen Stadium können durch die komplexe physikalische Entstauungstherapie sowie die nachfolgende straffe Kompressionstherapie die Beine soweit entstaut und konfiguriert werden, dass nun ein medizinischer Map-Kompressionsstrumpf der Klasse III getragen werden kann. dies lindert nicht nur die körperlichen Beschwerden, sondern wirkt auch der Verstärkung des Lipödems sowie möglicher Lymphabflussstörungen entgegen.
Das Lipödem ist somit kein allein ästhetisches Problem, sondern kann zu einer ernst zu nehmenden Erkrankung führen. Frühzeitig erkannt, können Patienten mit Lipödem durch die Liposuktion erfolgreich behandelt werden.