Hautarztzentrum Seligenstadt

Dr. med. Erik Senger

Alexandra Krebs (ang.)

Die „Reithose“

In den letzten Jahren hat sich in Deutschland ein wesentlicher Wandel im Verhältnis zum eigenen Körper entwickelt. Angetrieben durch die Fortschritte in der ästhetischen Dermatologie und Chirurgie werden in vielen Medien Verschönerungsmethoden dargestellt, die den Körper anscheinend frei modellierbar machen

In den letzten Jahren hat sich in Deutschland ein wesentlicher Wandel im Verhältnis zum eigenen Körper entwickelt. Angetrieben durch die Fortschritte in der ästhetischen Dermatologie und Chirurgie werden in vielen Medien Verschönerungsmethoden dargestellt, die den Körper anscheinend frei modellierbar machen.

Auch der Wunsch, unschöne Fettpolster zu reduzieren, folgt diesem Trend. In meinem Beitrag möchte ich Sie gerne über die umschriebene Fettvermehrung (Lipohypertrophie = gr. Lip.: Fett, Hypertrophie = Vergrößerung von Gewebe) am Beispiel der „Reithose“ informieren und die therapeutischen Möglichkeiten besprechen.

Die umschriebene Fettvermehrung beginnt typischerweise in der Pubertät und tritt überwiegend symetrisch an Armen oder Beinen auf. Oft stellen die betroffenen Frauen ihr Problem fest, wenn sie für Ober- und Unterkörper zwei verschiedene Konfektionsgrößen tragen müssen.

Im Unterschied zur allgemeinen Fettsucht bleibt die Taille relativ schlank. Besteht Übergewicht oder Fettsucht ist die Abgrenzung ärztlicherseits schwieriger. Die umschriebene Fettvermehrung lässt sich durch Sport oder Diät nur unwesentlich beeinflussen.

Neben genetischen werden auch lokal hormonelle Faktoren ursächlich verantwortlich gemacht. Die Lymphabflussverhältnisse sind normal. Die Fettvermehrung kann das Gesäß, eine ganze Extremität aber auch nur Teile einer Extremität befallen, wie zum Beispiel den oberen oder unteren Oberschenkelbereich.

Eine Sonderform der umschriebenen Oberschenkelfettvermehrung ist die „Reithose“, bei der nur die seitlichen oberen Oberschenkelanteile verdickt sind. Während manche Frauen unter einer bereits geringgradigen Ausprägung leiden, empfinden dies andere trotz objektiv starker lokaler Fettgewebsvermehrung nicht. Örtliche Beschwerden bestehen nicht.

Im Unterschied zur Cellulite ist die Haut unauffällig. Für die Behandlung der Lipohypertrophie ist die Fettabsaugung in Tumeszenz-Lokalanästhesie die geeignete Methode. Technik und Verfahren sind inzwischen so ausgereift, dass die Behandlung ambulant in örtlicher Betäubung erfolgen kann.

Bei der Tumeszenz-Lokalanästhesie (tumescere, lat. aufblasen) werden große Mengen einer verdünnten Betäubungsmittel-Lösung in das Unterhautfettgewebe eingespritzt. Über kleine Hautschnitte wird durch Absaug-Sonden das in Läppchen liegende Fettgewebe verflüssigt und abgesaugt. Einmal abgesaugte Fettzellen werden nicht neu gebildet.

In der Regel können die Patienten nach 1 – 3 Tagen Schonung wieder zur Arbeit gehen oder leichten Sport treiben. Ein Kompressionsmieder optimiert den Abheilungsprozess. Der Hautmantel über dem abgesaugten Fettgewebe schrumpft und passt sich langsam der neuen Körperform an. Bereits nach einer Woche kann eine sichtbare Verbesserung der Körperform wahrgenommen werden. Das endgültige Operationsergebnis wird nach 4 – 6 Monaten beurteilt.

Die Fettabsaugung stellt sich somit als die geeignete Methode dar, umschriebenes unschönes Fettgewebe zu reduzieren. Die Ergebnisse verhelfen den Betroffenen nicht nur zu einer objektiven Figurverbesserung, sondern tragen auch zu einem besseren Selbstwertgefühl bei.