Periorale Dermitis
Die Verzweiflung steht den Patienten oft schon ins Gesicht geschrieben. Alles wurde bereits probiert. Keine Creme hat geholfen. Das Spannungsgefühl der Haut um die Mundpartie konnte nicht gelindert werden.
Sogar Kortisoncremes haben keinen Erfolg, im Gegenteil, beim Absetzen kommen die Pickelchen noch stärker zurück.
Die periorale Dermatitis tritt vorwiegend um Mund und Wangen auf, kann sich aber auch um die Augen oder in seltenen Fällen am Hals manifestieren.
Sie tritt meistens auf konstitutionell trockener Haut oder im Rahmen der Antifaltenbehandlung als Folge der Überfeuchtung oder Überfettung der Haut durch routinemäßige Verwendung von Feuchtigkeitscremes auf.
Die Quellung und Milieuänderung der Hornschicht bewirkt eine Beeinträchtigung der Barrierefunktion, die sich in Form eines Spannungsgefühls sowie geröteter, unter Umständen schmerzhafter Knötchen äußert.
Diese subjektiven Beschwerden und Hautveränderungen werden oft durch verstärkte Applikation der Feuchtigkeitscremes und häufigen Wechsel der Präparate verstärkt.
Typisch für die periorale Dermatitis sind bis zu 4 mm große Knötchen, manche auch mit der Andeutung eines kleinen Eiterköpfchens.
Flächige Rötungen und Schuppungen können hinzukommen. In der Regel sind Frauen zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr betroffen.
In den älteren Lehrbüchern der Dermatologie findet sich auch noch der Begriff der „Stewardessenkrankheit„, da dieses Krankheitsbild häufiger in dieser Berufsgruppe anzutreffen war.
Die Erkennung der Krankheit ist für den Hautarzt in der Regel sehr leicht. Allerdings können sich bei längerem Verlauf noch andere Hautprobleme dazu gesellen, die im Gefolge der Milieuänderung eintreten.
Die Krankheitsbilder Rosazea bzw. bei der Akne sehen der perioralen Dermatitis durchaus ähnlich, allerdings fehlen hier die feinen Äderchen, die durch die Rötungen ziehen bzw. die für die Akne typischen Mitesser.
Im Gegensatz zu allergischen Reaktionen oder Neurodermitis besteht sehr selten Juckreiz. Allerdings kann Juckreiz auftreten, wenn zuvor kortisonhaltige Präparate verwendet wurden oder eine Veranlagung zur Neurodermitis besteht. Sofern Juckreiz bestehen sollte, ist in jedem Fall eine Kontaktallergie auszuschließen.
Es ist offensichtlich, dass diese Hautveränderungen für die Betroffenen sehr belastend werden können, da das Aussehen erheblich beeinträchtigt sein kann.
In der Regel brauchen keine spezifischen Medikamente eingesetzt werden. Es reicht aus, sämtliche Feuchtigkeitscremes abzusetzen und als Pflege eine leichte, fettarme Creme zu nehmen.
Allerdings dauert es mehrere Wochen, bis die Pickel verschwunden sind. Gibt es Gründe, die eine schnellere Abheilung erfordern, können lokale Erythromycin–Gele, Metronidazol-Creme oder Antibiotika, wie Tetrazyklin oder Minocyclin oral eingesetzt werden.
Um ein Rezidiv des Krankheitsgeschehens nach der Abheilung zu vermeiden, ist eine hautärztliche Pflegeberatung empfehlenswert.