Das Spinalzellkarzinom
Sowohl durch die Aufklärungsarbeit der Hautärzte als auch durch die Medien konnte in den letzten Jahren das Bewusstsein für den schwarzen Hautkrebs, dem Melanom, deutlich geschärft werden.
Weitaus häufiger jedoch sind die hellen Hautkrebsarten, die durch ein Übermaß an UV–Licht ausgelöst werden.
Über einen der hellen Hautkrebsarten, das Basalzellkarzinom, wurde bereits an dieser Stelle berichtet.
Das Spinalzellkarzinom (gleichbedeutend mit Plattenepithelkarzinom oder Stachelzellkrebs) gilt als der zweithäufigste bösartige Tumor der Haut und nimmt nach Einschätzung von Experten mit einer jährlichen Steigerungsrate von ca. 7 Prozent deutlich zu.
Mehr als 80.000 Menschen erkranken jedes Jahr in Deutschland am Spinaliom der Haut. Betroffen sind vorwiegend Männer ab dem 60. Lebensjahr mit einem hellen Hauttyp sowie immunsupprimierte und niereninsuffiziente Menschen.
Über 90 Prozent der Spinalzellkarzinome befinden sich im Gesicht.
Zwei wesentliche Gründe sind es, die für den Anstieg der Häufigkeit dieser Hautkrebsart verantwortlich sind:
Zum einen werden die Menschen dank der medizinischen Versorgung immer älter und erreichen damit eine höhere Wahrscheinlichkeit, diesen Tumor zu bekommen. Zum anderen hat sich der Sonnenkonsum seit den 60-er Jahren deutlich gesteigert und durch die Anwendung von Lichtschutzmitteln auch verlängert.
Oftmals entwickelt sich das Spinalzellkarzinom aus dessen unmittelbarer Vorstufe, der Lichtkruste (raue Lichtschwiele, medizinisch: aktinische Keratose), die nur an den Sonnenhügeln der Haut auftritt.
Etwa 10 Prozent dieser rauen Lichtschwielen gehen nach 10 Jahren in ein Spinaliom über. Der Übergang geschieht fließend und wird daher vom Betroffenen kaum wahrgenommen.
Erst die Verhärtung der Rauigkeit, die als derb oder fest getastet werden kann, legt diesen Verdacht nahe. Wächst der Tumor weiter, wird er im Randbereich oft sehr fest und wulstig und beginnt im Zentrum zu zerfallen und zu bluten.
In diesem Stadium kann es bereits zu einer Absiedlung (Metastasierung) von Tochtergeschwülsten in benachbarte Lymphknoten kommen.
Das ist bei 5 Prozent der Betroffenen der Fall, von denen jeder Zweite innerhalb von fünf Jahren an den Folgen dieser Metastasierung versterben kann.
Nicht nur das UV–Licht, auch krebsfördernde Viren können das Spinaliom auslösen. So kann das Spinalzellkarzinom einerseits beispielsweise an der Unterlippe durch UV–Licht ausgelöst werden, während es andererseits im Bereich der Genitalhaut oder Schleimhaut hauptsächlich durch Viren oder durch chronische Entzündungen bedingt ist.
Im frühen Stadium kann das Spinalzellkarzinom durch die operative Entfernung, neuerdings auch durch die photodynamische Therapie, vollständig geheilt werden.
Die Chemotherapie wird bei Metastasierung eingesetzt. Die Röntgenweichteil–Bestrahlung kommt insbesondere dann infrage, wenn der Tumor operativ nicht ohne wesentliche ästhetische oder funktionelle Beeinträchtigung entfernt werden kann. Sie bietet sich gerade für den älteren Menschen an, da hier das Operationsrisiko gleichermaßen ausgeschaltet werden kann. Andere Bestrahlungsvarianten werden im fortgeschrittenen Stadium eingesetzt.
Die Chancen in der Behandlung des Spinalzellkarzinoms liegen in der frühzeitigen Entdeckung und damit der rechtzeitigen Therapie, die zur vollständigen Ausheilung führt.
Die klassische Hautkrebsvorsorge–Untersuchung hat sich bisher verstärkt auf die pigmentierten Male ausgerichtet. Gerade aufgrund der deutlichen Zunahme heller Hautkrebsarten sollte der Patient durch das Ertasten und Befühlen eigener heller Hautveränderungen seine Sinne schulen und frühe Warnzeichen erkennen:
Fühlt sich eine Hautveränderung fest oder derb an, wächst sie unaufhörlich und sieht sie auffällig aus, ist eine umgehende hautärztliche Untersuchung angeraten.